Resilienz – was ist das eigentlich?

Resilienz – was ist das eigentlich?

Widerstandskraft

„Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt.“, Schriftsteller Albert Camus

Resilienz ist ein Begriff aus dem Lateinischen  „Resilire“ und bedeutet Abprallen.  Den Begriff finden wir auch in der Werkstoffphysik. Hier gelten Materialen als resilient, die nach Momenten der extremen Spannung wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren, wie etwa Gummi.

In der Psychologie wird dieser Begriff auf  menschliches Verhalten angewandt: Resiliente Menschen besitzen eine seelisch hohe Widerstandskraft und Beweglichkeit und sind deswegen psychisch immun gegen die Angriffe des Schicksals. Diese „Stehauf-Menschen“ erholen sich nicht nur erstaunlich schnell von extremen Stresssituationen, sondern gehen gestärkt aus ihnen hervor.

Seit in den 1950er Jahren die amerikanische Psychologin Emmy Werner mit ihrer Langzeitstudie über hawaiianische Kinder begann, haben viele Forscher die Resilienz für sich entdeckt. Werner hat in ihrer „Kauai-Studie“ den gesamten Geburtsjahrgang 1955 der Insel Kauai von ihrer Geburt an 40 Jahre lang begleitet. Insgesamt waren das 700 Kinder. 30 Prozent dieser Kinder wuchsen unter sehr schwierigen Bedingungen auf: Sie waren sehr arm oder kamen aus Familien, die dauerhaft stritten oder in denen die Eltern psychisch krank waren. Von diesen Risikokindern entwickelte sich jedoch ein Drittel erstaunlich gut. Werner widerlegte so die Annahme, dass sich Kinder aus Risikofamilien zwangsläufig schlecht entwickeln.

Was unterschied das Drittel resilienter Kinder von den anderen? Werner erkannte bei ihnen soziale und individuelle Schutzfaktoren:

  • Eine stabile Beziehung zu einer Vertrauensperson außerhalb der dysfunktionalen Familie war Halt und soziales Vorbild zugleich.
  • Außerdem mussten diese Kinder früh Verantwortung übernehmen, wurden also gefordert.
  • Schließlich spielt auch das Temperament eine Rolle: Die resilienten Kinder aus der Studie verfügten über ein eher ruhiges, positives Temperament und verhielten sich gegenüber anderen Menschen offen.

Resilienzforscher sind überzeugt, dass resilientes Verhalten erlernbar ist.

Den Erwachsenen, die resilient werden wollen, rät Emmy Werner:

„Ganz wichtig ist es, nicht in selbstschädliches Grübeln zu verfallen. Die Gedanken, die wir uns zu einem Geschehen machen, verursachen Gefühle – und diese wiederum leiten unser Handeln.“

Wenn ein Mensch also etwa glaubt, dass er vom Pech verfolgt ist, lässt ihn das  u.U. verzweifeln und lähmt seine Handlungsfähigkeit. Denkt er dagegen: ‚Dieses Mal hatte ich Pech‘, ist seine Stimmung zuversichtlicher, und er hat Hoffnung, die Situation beherrschen und verbessern zu können.

Die amerikanische Psychologenvereinigung hat sogar eine Anleitung zum Erlernen von Resilienz herausgegeben. Laut „road to resilience“ sollen folgende Verhaltensweisen zum Ziel führen:

  • Sorge für dich selbst
  • Glaube an deine Kompetenz
  • Baue soziale Kontakte auf
  • Entwickle realistische Ziele
  • Verlasse die Opferrolle
  • Nimm eine Langzeitperspektive ein
  • Betrachte Krisen nicht als unüberwindbares Problem

Um Resilienz antrainieren zu können, ist es sinnvoll zunächst zu verstehen, warum wir in gewissen Situationen eher emotional belastend reagieren.

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